Öko- und Humantoxikologische Effekte von Mikroplastik

Fotos von verendeten Meeresvögeln und -fischen mit einem Bauch voller Plastikmüll sind weitum bekannt. Die Gefahren von grossen Plastikteilen in der Umwelt sind offensichtlich. Werden Plastikteile von Tieren mit Nahrung verwechselt und gefressen, gelangen sie in den Verdauungstrack und können dort zu Abschürfungen, Geschwüren und Verstopfungen führen, und schliesslich zu Verhungern und Tod.

Doch auch von kleinen Plastikteilchen in Schweizer Seen und Flüssen geht möglicherweise eine Gefahr für aquatische Organismen aus. Darüber ist zwar noch wenig bekannt. Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass die Wirkung von Mikroplastik bei kleineren Tieren, die Mikroplastik mit Nahrung verwechseln, sehr ähnlich ist. Bei grösseren Tieren wie Fischen konnte bereits Mikroplastik im Magen und Darm und auch in der Leber nachgewiesen werden.

Neben dem Mikroplastik selbst können aber auch toxische Inhaltsstoffe wie Weichmacher oder Chemikalien, die von den Plastikteilchen absorbiert wurden, zu Schäden führen. Über die Auswirkungen dieser Zusatzstoffe, insbesondere wenn sie in Kombination auftreten, ist bisher noch wenig bekannt. Die Teilchen werden zudem – wie andere Oberflächen in Gewässern – von Mikroorganismen wie Bakterien bewachsen. Es bildet sich ein sogenannter Biofilm. Es gibt erste Hinweise, dass auf Kunststoffen schädliche Mikroorganismen konzentriert vorkommen können.

Im Gegensatz zum Menschen oder ausserhalb des Wassers lebenden Tieren sind aquatische Lebewesen verschmutztem Wasser stärker ausgesetzt. Sie verbringen 24 Stunden am Tag im Wasser. Ausserdem nehmen sie die Schadstoffe nicht nur bei der Nahrungsaufnahme auf, sondern auch bei der Atmung über Kiemen und über die Körperoberfläche.

Mikroplastik kann grundsätzlich drei potentielle Probleme bei Menschen hervorrufen:

  • Physische Schäden im menschlichen Körper durch die Partikel selbst
  • Chemische Schäden durch Zusatzstoffe wie Weichmacher, hormonaktive und krebserregende Stoffe
  • Schäden durch Mikroorganismen, die an den Partikeln haften

In der Schweiz liegen aktuell kaum Studien hierzu vor. Gemässe der Weltorganisation für Gesundheit WSHO ist die physische Gefährdung gering, da Mikroplastik grösser als 0.15 mm wahrscheinlich nicht vom menschlichen Körper absorbiert wird. Es kann die Darmschleimhaut kaum passieren und wird recht schnell wieder ausgeschieden. Die Aufnahme von kleineren Partikeln dürfte nur im begrenzten Umfang erfolgen. Sehr kleine Mikroplastikpartikel und Nanoplastikpartikel werden jedoch wahrscheinlich vom menschlichen Körper absorbiert. Die Datenlage ist jedoch extrem limitiert.
(Quelle: WHO)

Auch die Gefährdung durch chemische Zusatzstoffe oder Mikroorganismen stuft die WHO als sehr gering ein, da die Menge der in den Körper aufgenommenen Substanzen sehr klein ist. Das Risiko durch Mikroorganismen in den Wasserleitungen oder Verunreinigungen beim Abfüllen des Trinkwassers ist viel grösser. Bei letzterem anzusetzen ist daher deutlich wirkungsvoller. 
(Quelle: WHO)