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Die Eawag wird mit dem Chemical Landmark ausgezeichnet
27 febbraio 2024 |
Die Überlandstrasse 133 in Dübendorf: An dieser Adresse hat das Wasserforschungsinstitut Eawag Chemiegeschichte geschrieben. Deshalb erhält es von der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) nun das Chemical Landmark. Mit diesem Preis zeichnet die SCNAT Wirkungsstätten in der Schweiz aus, die für die Chemie historisch bedeutend sind.
1936 gegründet, zog die Eawag 1970 in die Neubauten am Chriesbach Dübendorf, vorne das Büro-, hinten das Laborgebäude. Im Hintergrund die im Bau stehende S-Bahn. (Foto: Eawag)
Vom Reagenzglas in die Natur
Dass die Schweiz heute so saubere Flüsse und Seen hat, ist mit ein Verdienst der Eawag und von Werner Stumm, der das Institut von 1970 bis 1992 leitete. Der Chemiker war der Ansicht, dass man die Vorgänge in der Umwelt nur verstehen kann, wenn man die grundlegenden Prozesse auf molekularer Ebene erforscht. Er und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter übertrugen deshalb die Laborforschung im Reagenzglas auf die komplexen Stoff- und Wirkungskreisläufe in der Natur. Früh erkannten sie, dass die Chemie alleine nicht reichte, um diese zu untersuchen. Vielmehr müssen daneben geologische, biologische, physikalische und ökologische Gesichtspunkte einbezogen werden. Damit war die Eawag eine Vorreiterin, Umweltphänomene und -probleme ganzheitlich und disziplinenübergreifend zu untersuchen. Das neue Forschungsfeld Umweltchemie war lanciert.
Werner Stumm und Jerry Schnoor bei Feldarbeit an einem «sauren» See im Tessin. (Foto: Eawag)
Bau und Ausbau von Kläranlagen genügt nicht
Stumm war überzeugt, dass sich die Gewässerschutzprobleme der Schweiz nicht einfach mit dem Bau von Kläranlagen lösen lassen. Gewässerschutz sei vielmehr eine Daueraufgabe. Neue Schadstoffe und neue Chemikalien machten die Entwicklung neuer und empfindlicherer Analysemethoden nötig. Auch hier spielte die Eawag eine wichtige Rolle. Das ist bis heute so geblieben. Standen früher Phosphate aus Waschmitteln und Landwirtschaft im Fokus, sind es heute Pestizide, Medikamente oder Mikroplastik. Zudem ist das Wasser zentral, wenn es um die Anpassung an den Klimawandel geht.
Das interdisziplinäre Team an der Eawag hat früh realisiert, dass sich Konzepte aus der Chemie grundsätzlich auch auf die Umwelt und technische Systeme anwenden lassen.
Wasser spielt dabei eine zentrale Rolle.
(Illustration: Gregor Forster / Layout: Monique Borer)
Fachleute für die Praxis
Das Wasserforschungsinstitut mit seinen beiden Standorten in Dübendorf und Kastanienbaum ist heute eine der weltweit führenden Adressen, wenn es darum geht, aquatische Systeme zu verstehen und technische Lösungen zur Verbesserung der Wasserqualität zu entwickeln. Neben der konsequenten Ausrichtung auf eine solide interdisziplinäre Grundlagenforschung stärkte die Eawag unter Stumm auch die entsprechende Aus- und Weiterbildung von Fachleuten für die Praxis. So war sie eine der treibenden Kräfte bei der Einführung des Studiengangs für Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich.
Dieses Jahr wäre Werner Stumm 100 Jahre alt geworden. Zusammen mit der Auszeichnung als historische Stätte der Chemie hat die Eawag also doppelten Grund zum Feiern. In einem gemeinsamen Festakt wurden deshalb heute die Verdienste des ehemaligen Direktors gewürdigt und die Gedenktafel des Chemical Landmarks enthüllt. In Dübendorf ist man stolz auf das Wasserforschungsinstitut: «Forschung und Bildung sind einer unserer wichtigsten Rohstoffe», sagte Gemeinderatspräsident Patrick Schärli in seiner Ansprache. «Unsere Stadt beherbergt gleich mehrere namhafte Einrichtungen. Die Eawag zählt zu den renommiertesten unter ihnen.»
Videoaufzeichnung (1h55min) des Anlasses
Fotogalerie vom Anlass (Fotos: SCNAT, Andres Jordi)
Titelbild: Der Dübendorfer Gemeinderatspräsident Patrick Schärli enthüllt die Tafel, mit welcher die Akademien der Naturwissenschaften SCNAT die Eawag zur Chemical Landmark ehren, zu einem Ort, wo Chemiegeschichte geschrieben wurde und wird. Rechts Eawag Direktor Martin Ackermann, links SCNAT-Präsident Philippe Moreillon. (Foto: Andres Jordi, SCNAT)