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Innovationen zum Fliegen bringen

26 luglio 2017 | Andres Jordi

Industriezweige brauchen auf sie zugeschnittene Rahmenbedingungen, damit technologische Innovationen entstehen. Sozialwissenschaftler der Eawag haben ein Konzept entwickelt, das die relevanten Innovationstreiber beschreibt. Damit lassen sich innovationshemmende Faktoren identifizieren und Förderprogramme industriespezifisch ausrichten. Von Andres Jordi

Wissensgesellschaften sind auf innovative Industrien angewiesen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Markt zu behaupten. In der Schweiz bestehen deshalb verschiedene Förderinstrumente. 2016 wurde zum Beispiel der Schweizerische Innovationspark mit Standorten in Allschwil, Biel, Dübendorf, Lausanne und Villigen eröffnet. In- und ausländische Unternehmen sollen dort in engem Austausch mit Forschungsinstitutionen aus guten Ideen marktfähige Produkte entwickeln.

Wissenschafts- und erfahrungsbasierte Industrien

Doch was braucht es, damit Innovationen entstehen und wirtschaftlich reüssieren? Mit dieser Frage beschäftigen sich Christian Binz und Bernhard Truffer von der Abteilung Umweltsozialwissenschaften der Eawag. Sie haben ein Konzept entworfen, mit dem sie die zugrunde liegenden Prozesse zum Beispiel für Cleantech-Industrien oder den Wassersektor analysieren können (siehe Kasten). «Industriezweige unterscheiden sich darin, welches Wissen sie benötigen, um Innovationen hervorzubringen», erklärt Binz. Die Forscher differenzieren zwischen wissenschaftsbasierten und erfahrungsbasierten Industrien. Erstere wenden wissenschaftliche Prinzipien und Erkenntnisse an, die sich in Modellen, Patenten oder Berichten niederschlagen. Firmen in diesem Bereich sind eng mit den Hochschulen verbunden und betreiben zudem eigene Forschung und Entwicklung. Der Wissensaustausch geschieht häufig über weltweite Netzwerke. Biotechnologie-Unternehmen oder die Fotovoltaik-Industrie gehören in diese Sparte.

Erfahrungsbasierte Industrien wie die Abwasseraufbereitung oder die Produktion von Windenergie dagegen bauen auf Erfahrungswissen und praktische Fachkompetenzen auf. Neues Wissen entsteht primär durch Learning by Doing und den informellen Austausch zwischen verschiedenen Abteilungen innerhalb einer Firma und mit externen Akteuren. Nicht Forschung und Entwicklung, sondern lösungsorientierte Interaktionen zwischen Produzenten und Kunden führen zu Innovationen. Erfahrungsbasierte Industrien sind oft im historisch gewachsenen Kontext spezifischer Regionen verwurzelt. «Den meisten Industrien liegt eine Kombination von wissenschafts- und erfahrungsbasiertem Wissen zugrunde», so Binz.

Standardisierte und massgeschneiderte Produkte

Neben der Wissensbasis unterscheiden sich Industrien laut den Sozialwissenschaftlern zudem durch den Standardisierungsgrad ihrer Produkte und Dienstleistungen. So weisen standardisierte Produkte wie Shampoos oder Smartphones auf der ganzen Welt ähnliche Eigenschaften auf und bedienen einen globalen Massenmarkt. Die Nutzer haben wenig differenzierte Vorlieben. Entscheidend für den Konsumentscheid ist vor allem der Preis. Massgeschneiderte Produkte herrschen beispielsweise in der Siedlungswasserwirtschaft oder bei der Rechtsberatung vor. Sie sind auf die spezifischen Bedürfnisse bestimmter Nutzergruppen und dementsprechend eher auf regional unterschiedliche Nischenmärkte zugeschnitten.