Wissenschaftliche Tauchgruppe der Eawag

Die wissenschaftliche Tauchgruppe der Eawag wurde 2023 als Support Einheit zur Unterstützung wissenschaftlicher Arbeiten unter Wasser etabliert. Sie besteht aus einer Kerngruppe von festangestellten Mitarbeitenden und ergänzenden, projektgebundenen Tauchenden. Die Aufgaben der Taucheinheit umfassen primär

  • Beratung bei wissenschaftlichen Tauch- und Schnorchelarbeiten
  • Umsetzung von wissenschaftlicher Arbeiten unter Wasser
  • Ausbildung von neuen wissenschaftlichen Tauchenden
  • Bereitstellung und Wartung von Tauchgeräten.

Das Einsatzgebiet der wissenschaftlichen Tauchgruppe fokussiert sich auf Binnengewässer in der Schweiz und dem nahen Ausland. Dabei werden Tauchgänge von Land oder einem unserer Arbeitsboote aus durchgeführt. Sämtliche wissenschaftliche Tauchgänge der Eawag erfolgen nach den gesetzlichen Arbeitsschutzrichtlinien für Taucharbeiten und ergänzenden Eawag-internen Sicherheitsregeln.

Da es in der Schweiz keine anerkannte Ausbildungsstätte für wissenschaftliches Tauchen gibt, erfolgt die Ausbildung zum wissenschaftlichen Tauchenden an der Eawag betriebsintern. Der Inhalt der Ausbildung orientiert sich dabei am Lehrplan der International Diving Schools Association (IDSA) und weiteren europäischen Forschungstaucherprogrammen bzw. dem des European Scientific Divers (ESD).

Was ist wissenschaftliches Tauchen?

Wissenschaftliches Tauchen ist eine «Arbeitsmethode» welche es der Wissenschaft erlaubt, Arbeiten unter Wasser auszuführen. Der Einsatz einer tauchenden Person ermöglicht u.a.

  • einen visuellen 360° Einblick in das Forschungsgebiet unter Wasser
  • die gezielte und schonende Probenahme von Organismen
  • gezielte Installation von Unterwasser-Sensoren
  • Wartung von Messinstrumenten unter Wasser
  • Bergung von verlorenen Gegenständen.

Als Angestellte unterstehen wissenschaftliche Taucherinnen und Taucher der Eawag der Verordnung über die Sicherheit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei
Arbeiten im Überdruck.

Diese schreibt die Verwendung spezieller Ausrüstung (vgl. Vollgesichtsmaske, Kommunikationseinheit) und die Einhaltung spezieller Sicherheitsvorkehrungen (vgl. Gefährungsanalysen) bzw. Aufgabenverteilung (Taucheinsatzleiter/-in, Tauchende, Sicherungstauchende) vor, was sich von der Sporttaucherei unterscheidet.

Ausbildung

Derzeit gibt es in der Schweiz keine Ausbildungsstätte, die eine Ausbildung für Arbeiten im Überdruck anbietet, weshalb Tauchende der Eawag entweder eine Ausbildung im Ausland oder eine betriebsinterne Schulung durchlaufen müssen.

Neues und Berichte

News

Praxisorientierte Rettungsübung

Um in Notfällen sein theoretisches Wissen zur Ersten-Hilfe effektiv anwenden zu können, bedarf es regelmässige Übungen. So organisierte die Dive Unit diesen Sommer eine realitätsnahe Praxisübung unter der Leitung des Arbeits- und Hyperbarmediziners Dr. Jürg Wendling auf dem Greifensee.

Ziel war es in einem reellen Arbeitstauchgang simulierte Notfälle zu erkennen, die tauchende Person zügig und sicher zu retten und die Anwendung angemessener Erste-Hilfe Massnahmen. Die Benachrichtigung der Rettungsorganisation nicht nur zu simulieren, sondern den Notruf reell via Rega-Leitzentrale abzusetzen war für alle Teilnehmenden ein Novum und auch sehr lehrreich.

Erste Hilfe Schulung für Tauchende

Um in Notsituationen schnell und professionell reagieren zu können, ist ein regelmässiges Training erforderlich. Aus diesem Grund organisierte die Dive Unit auch dieses Jahr wieder ein eintägiges Erste-Hilfe Training das speziell auf die Bedürfnisse von Tauchenden ausgerichtet ist. Unter der Leitung eines Instruktors des Diver Alert Networks (DAN) und des Arbeits- und Hyperbarmediziners Jürg Wendling, wurde das korrekte Vorgehen der Herz-Lungen-Wiederbelebung, die Handhabung eines Defibrillators (AED), die saubere Wundbehandlung und verschiedene Möglichkeiten der Sauerstoffapplikation zur Linderung einer Dekompressionskrankheit gelehrt.
 

Tauchprojekte

Folgende Projekte wurden mit Hilfe der wissenschaftlichen Tauchgruppe umgesetzt:

Grundlegende Datenerhebung über die Reaktion der benthischen Makroinvertebratengemeinschaft des Zürichsees auf die Invasion der Quagga-Muschel

Gruppe: Weber Lab, Abteilung Aquatische Ökologie
PhD Projekt: Julie Conrads

Unser Projekt zielt darauf ab, Basisdaten über die benthische Wirbellosengemeinschaft des Zürichsees vor der erwarteten Invasion der Quagga-Muschel mit Hilfe quantitativer Saugproben an sieben Standorten (fünf im Zürichsee, zwei im Obersee) zu erheben. An jedem Standort werden total 45 zufällige Proben aus 1m (schnorchelnd), 5 und 15 Metern (tauchend) entnommen, wobei der Schwerpunkt auf benthische Makroinvertebraten liegt, die von einem 500-Mikrometer-Netz zurückgehalten werden. Diese Daten dienen als „Jahr Null“ für künftige Studien zur Überwachung der Reaktionen der benthischen Lebensgemeinschaft auf die Invasion. Bemerkenswert ist, dass wir bereits die ersten Quagga-Muscheln im Zürichsee entdeckt haben (Kantonale Webseite), was auf ein sehr frühes Stadium der Invasion hinweist. Die Feldarbeiten werden im September 2024 und März 2025 durchgeführt.
 

Einheimische Süsswasserschnecken und Parasitengemeinschaften im Zürichsee

Group: Jokela Lab, Aquatic Ecology Department
Master Thesis: Vincent Pas (Nov 2023- Mai 2024)

Vergleich der Struktur vor (1990er Jahre) und nach (2023) der Invasion von Dikerogammarus villosus und Corbicula fluminea

Ziel der Studie war es, Einblicke in einheimische Schnecken- (Radix sp.) und Parasitengemeinschaften in Schweizer Süßwasserseen nach der Einschleppung von invasiven Räubern wie Dikerogammarus villosus oder Flusskrebsen zu gewinnen. Studienort war der stark von invasiven Arten besiedelte Zürichsee, während der Thunersee als Kontrollsee diente, da dort keine invasiven Raubtiere nachgewiesen wurden. Die Individuen von Dikerogammarus villosus wurden in der Regel beim Schnorcheln mit einem Unterwassersauger gesammelt, der von der wissenschaftlichen Tauchergruppe der Eawag zur Verfügung gestellt wurde. Die Schnecken wurden mit der Hand oder mit einer Pinzette direkt von den Felsen aufgelesen.

Da Radix sp. im Thunersee in Tiefen zwischen 7 und 20 Metern vorkommen, konnte die Probenahme dort nur durch Tauchen durchgeführt werden. Tauchen erwies sich als effiziente Methode, da innerhalb von zwei Tauchgängen fast 300 Individuen gewonnen werden konnten.

Erhaltungsgenomik der Süsswasser-Teichmuschel Anodonta anatina

Group: Weber Lab, Department Aquatic Ecology
Master Thesis Project: Julie Conrads (Feb. 2023 – Apr 2024)

Diese Masterarbeit untersucht die ökologischen und genetischen Herausforderungen der Teichmuschel (Anodonta anatina), eine wichtige  Art für die Wasserqualität und das Ökosystem. Anhand der abnehmenden Populationen der Teichmuschel in der Schweiz sollen die genetische Vielfalt und Differenzierung untersucht und die Anfälligkeit der Populationen beurteilt werden. Darüber hinaus werden wichtige Barrieren für die Ausbreitung zwischen den Populationen untersucht. Im Rahmen dieses Projekts haben wir das erste Referenzgenom von A. anatina erstellt. Dieses neue Referenzgenom wird künftige geomische Forschungen zu dieser Art ermöglichen, wie z. B. die Erhaltungsgenomik, die Abgrenzung der Arten sowie die Entstehung und Entwicklung der doppelt uniparentalen Vererbung. Im Sommer 2023 wurde eine Feldkampagne durchgeführt, um 425 Einzelproben von 32 Standorten zu sammeln, was sowohl Tauch- als auch Schnorchelaktivitäten in den Gewässern der Schweiz erforderte. Diese Masterarbeit zielt darauf ab, die Lücken im aktuellen Wissen zu füllen und zu mehr Bewusstsein beizutragen, um die Nachhaltigkeit der aquatischen Ökosysteme in der Schweiz zu gewährleisten.

Die wissenschaftliche Tauchgruppe

Vorsitzender der wissenschaftlichen Tauchgruppe

Tauchsicherheitsverantwortlicher
Ausbilder
Taucheinsatzleiter

Operativer Support
Taucherin

Taucher

Julie Conrads PhD Studentin Tel. +41 58 765 6484 Inviare e-mail

Taucherin

Pascal Bucher Technischer Mitarbeiter Tel. +41 58 765 5629 Inviare e-mail

Taucher

Taucherin

Stefanie Merkli Research Assistant Tel. +41 58 765 5383 Inviare e-mail

Taucherin