Infotag-Magazin 2022: Dynamische Gewässer - Neue Werkzeuge, neue Möglichkeiten
Die Überwachung der Oberflächengewässer hat in Lausanne, wo der Infotag 2022 stattfand, eine lange Tradition seit François-Alphonse Forel vor rund 125 Jahren am Genfersee die Wissenschaft der Limnologie begründete. Das Infotag-Magazin 2022 bietet einen Überblick über jüngst entwickelte Überwachungsmethoden und geht auf die Möglichkeiten und Grenzen dieser neuen Technologien ein.
Die Dynamik aquatischer Systeme lässt sich mittels Datenerfassung durch vor Ort installierte Sensoren oder Satelliten, Drohnen und Smartphones in hoher Frequenz messen und verstehen. Mit den so gewonnenen Datensätzen können die verschiedenen Prozesse heute sehr schnell, manchmal sogar in Echtzeit und automatisch analysiert werden. Die erfassten Daten bilden die Grundlage für Modelle, um die Quantität und Qualität der Oberflächengewässer abzubilden, sei es im Einzugsgebiet, in urbanen Systemen oder in den Seen. Eine der aktuellen Herausforderungen ist es, diese neuen Werkzeuge für ein besseres Management auf Einzugsgebietsebene zu nutzen.
Im Fokus
«Es bedarf einer ganzheitlichen Sicht auf das Einzugsgebiet» | |
Die Plattform «Datalakes» «Datalakes» stellt Daten zu physikalischen, biologischen und chemischen Messungen von Oberflächengewässern öffentlich und frei zur Verfügung. Die Rechner der Plattform erfassen und speichern kontinuierlich Daten, welche durch Sensoren vor Ort, meteorologische Stationen, Satelliten und andere Methoden erhoben werden. | |
LéXPLORE – die schwimmende Forschungsstation | |
Mikroverunreinigungen in Echtzeit überwachen | |
Die Abwasserbewirtschaftung optimieren und Gewässer schützen | |
Umweltbeobachtung aus dem All Das europäische Copernicus-Programm erhebt seit 2014 mit Satelliten Daten für die Umweltbeobachtung, die für die Forschung frei verfügbar sind. Die Eawag gewinnt daraus Wasserqualitätsindikatoren wie Chlorophyll a-Konzentrationen für die dreissig grössten Schweizer Seen und entwickelt Ansätze, um diese Indikatoren in die konventionelle Umweltbeobachtung zu integrieren. | |
«Ich habe noch nie an einem so gefragten Thema gearbeitet» Die Umweltingenieurin Tamar Kohn ist seit 2007 Professorin an der EPFL. Sie leitet dort das Labor für Umweltchemie (LCE) und untersucht, wie sich virale Krankheitserreger in der Umwelt verhalten. Nachfolgend gibt sie Einblicke in das von ihr mitinitiierte Covid-Monitoring im Abwasser. | |
Fisch auf Chips oder wie Kristin Schirmer Tierleben rettet Fisch auf Chips – was wie das Nationalgericht der Briten klingt, ist in Wahrheit das Ergebnis einer aussergewöhnlichen Forscherinnenkarriere, die ursprünglich ganz anders geplant war. | |
Schadstoffe in Sedimenten überwachen Eine vom Oekotoxzentrum neu entwickelte Strategie zeigt, wie die Sedimentqualität in der Schweiz einheitlich bewertet werden kann und legt damit den Grundstein für ein schweizweites Monitoring. Das Verfahren wird zurzeit im Kanton Bern getestet. | |
Hochwasserinfos via Social Media Dank einer automatischen Bildbearbeitungsmethode, die von der Eawag zusammen mit der photrack AG und der ETH Zürich entwickelt wurde, lassen sich im Internet gepostete Handyvideos als wichtige Datenquelle bei einem Hochwasser nutzen. Rettungskräfte können dadurch noch gezielter Schutzmassnahmen ergreifen oder die Bevölkerung frühzeitig warnen. | |
Innovatives Flussmanagement dank Drohnen Dank der Drohnen sind die Kosten für Luftaufnahmen so sehr gesunken, dass diese Technologie nun für die Überwachung von Flüssen interessant wird. Wenn die Analysen korrekt durchgeführt werden, können diese Fluggeräte zur Quantifizierung der Flussdynamik und zur Modellierung der Abflüsse und der Habitate eingesetzt werden. Die folgenden Beispiele veranschaulichen das Potenzial der neuen Technologie. |
Titelbild: Blick auf die Mündung der Rhône in den Genfersee. Infrarot- und Hyperspektralkameras am Fluggerät messen unter anderem die Wassertemperatur und -qualität.
(Foto: Damien Bouffard, Eawag)