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Blinde Passagiere auf Bootstransporten
25. Juni 2015 |
In ihrer an der Eawag erstellten Masterarbeit zeigt die Gewässerökologin Nora Weissert, dass im Schnitt 60% der Boote, die ganzjährig im Wasser liegen, mit Muscheln bewachsen sind. Boote mit Trockenplatz sind kaum betroffen. Grosse Unterschiede fand die ETH-Absolventin zwischen einzelnen Seen: Während im Zürich- und Bodensee der Muschelbewuchs hoch ist, fällt er im Thuner- oder im Vierwaldstättersee gering aus. Interessant: Zwei Drittel der Boote mit einem Wasserplatz, die mit Antifoulings behandelt wurden, waren trotzdem mit Muscheln bewachsen. Eine Umfrage unter Bootsbesitzern führte unter anderem zu einer Grafik des Transport-Netzes. Am häufigsten werden die Strecken Zürich-/Bodensee und Genfer-/Neuenburgersee zurückgelegt. Häufig sind auch Transporte ans Mittelmeer. In einem Experiment hat die Forscherin zudem nachgewiesen: Je tiefer die Temperatur, umso länger überleben die jungen, noch sehr kleinen Muscheln (0.5-4mm) an den Bootsrümpfen auch an der Luft. Bei 12°C lebte nach 42 Stunden noch immer ein Viertel der Tiere.
Das Fazit der Studie: Boote sollten vor einem Transport gründlich gereinigt oder mehrere Tage lang getrocknet werden. Denn nach der Zebramuschel wartet schon die nächste Art darauf, sich in der Schweiz breit zu machen: Erbgut der rheinaufwärts vordringenden Quagga-Muschel wurde von der Eawag soeben erstmals in Basel nachgewiesen. Zebra- und Quagga-Muschel können beide durch ihr massenhaftes Auftreten einheimische Arten verdrängen und hohe Unterhaltskosten verursachen, wenn sie zum Beispiel Kühlsysteme oder Trinkwasseraufbereitungsanlagen besiedeln. Die Wasserversorger beobachten vor allem die Quagga-Muschel, denn anders als die Zebramuschel wächst sie in Seen auch bis in diejenigen Wassertiefen, aus denen kühles Trinkwasser entnommen wird.