Infotag
Der Eawag-Infotag widmet sich jedes Jahr einem aktuellen Forschungsthema. Er richtet sich an alle am Thema interessierten Personen, insbesondere an Fachleute aus der Praxis. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen Vorträge von Expertinnen und Experten der Eawag, ergänzt mit spezifischen Beiträgen von externen Referierenden. Der Eawag-Infotag dient als Plattform für den Austausch zwischen Forschung und Praxis. Er bietet ausreichend Zeit für Diskussionen im Plenum sowie informelle Gespräche.
Infotag Spezial 2024: Blau-grüne Biodiversität erkennen, erhalten, fördern
Abschluss der Forschungsinitiative «Blue-Green Biodiversity» von Eawag und WSL
Dienstag, 3. September 2024, AKADEMIE, Empa-Eawag Campus, Dübendorf
Leben und Wohlergehen der Menschen hängen wesentlich von der Natur und ihrem Artenreichtum ab. Doch die biologische Vielfalt nimmt durch menschliche Eingriffe drastisch ab. Eawag und WSL haben in der Forschungsinitiative «Blue-Green Biodiversity» die Artenvielfalt an der Schnittstelle zwischen Wasser und Land untersucht. In interdisziplinären Teams gingen die Forschenden der Frage nach, warum und wie sich die blau-grüne Biodiversität aktuell in der Schweiz und weltweit verändert.
Ein wichtiges Ziel der Forschungsinitiative war dabei, der Politik und der Praxis Grundlagen für die Entwicklung geeigneter Schutzmassnahmen zu liefern, um die Herausforderungen des Artenverlusts rasch, gezielt und ganzheitlich angehen zu können. Neben den blau-grünen Ökosystemen analysierte die Forschungsinitiative daher auch soziologische und politische Dimensionen wie die Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung, den Behörden und der Politik.
Am Infotag Spezial 2024 werden die beiden Forschungsinstitute Eawag und WSL gemeinsam die Ergebnisse von ausgewählten Projekten der Forschungsinitiative präsentieren sowie mit dem Publikum diskutieren.
Leitung: Prof. Dr. Florian Altermatt, Prof. Dr. Catherine Graham
Kurssprachen: Deutsch, Französisch, Englisch
Kontakt
Tel. +41 58 765 54 90
E-Mail: infotag@cluttereawag.ch
Programm Infotag Spezial 2024
Die Sprache der Vorträge ist jeweils angegeben: Deutsch (D), Französisch (F) oder Englisch (E)
ab 9:00 | Registrierung, Kaffee und Gipfeli |
09:30 | Begrüssung (D) Prof. Dr. Martin Ackermann, Direktor der Eawag, Umweltsystemwissenschaften, ETH Zürich und Fakultät ENAC, EPFL und Dr. Christoph Hegg, amtierender Direktor WSL |
09:40 | Einleitung: Die Forschungsinitiative Blue-Green Biodiversity (D) Prof. Dr. Florian Altermatt, Co-Projektleiter BGB, Aquatische Ökologie, Eawag |
Moderation Vormittag:
Dr. Andreas Dietzel, Siedlungswasserwirtschaft, Eawag und Dr. Marco Moretti, Biodiversität und Naturschutzbiologie, WSL
Teil 1: Die politische Perspektive
09:50 | Biodiversität in der eidgenössischen Politik (F) Prof. Dr. Manuel Fischer, Umweltsozialwissenschaften, Eawag Das Thema Biodiversität ist in der eidgenössischen Politik relativ wenig prominent. Trotz der Biodiversitätskrise hat es zudem in den letzten Jahren kaum an Wichtigkeit gewonnen. Zwar ziehen einzelne Aspekte des Themas immer mal wieder politische Aufmerksamkeit auf sich, meist verschwinden diese aber auch schnell wieder von der Agenda. Der Vortrag sucht nach Gründen für diese Tatsachen und skizziert mögliche Vorgehensweisen, um das Thema Biodiversität stärker in die eidgenössische Politik einzubringen. |
10:10 | Zwischen politischen Sümpfen und rettenden Ufern (D) Dipl. zool., lic. iur. Lukas Berger, Leiter Forum Biodiversität Schweiz Die Schnittstelle zwischen Wasser und Land ist nicht nur aus Sicht der Biodiversität spannend. Der rechtliche Rahmen für diese Zonen ist immer wieder Teil der politischen Debatte. Dabei wird erkennbar, dass im Naturschutz Gesetze allein selten zum Erfolg führen. Für gute Lösungen braucht es bekanntlich den Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Dieser Dialog findet aber nur statt, wenn Brücken vorhanden sind. Das Forum Biodiversität Schweiz zeigt Wege, wie die Forschung ihr Wissen gewinnbringend in die Debatten einbringen kann. |
10:30 | Blau-grüne Biodiversität: Was regelt das Naturschutzgesetz? (D) Dr. iur. Jennifer Vonlanthen, Stv. Leiterin Rechtsdienst 1, Bundesamt für Umwelt BAFU Das Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz regelt den Schutz und den Erhalt der biologischen Vielfalt, einschliesslich der blau-grünen Biodiversität. Die als besonders wertvoll geltende Ufervegetation profitiert schon seit der ersten Stunde von einem erhöhten Schutz. Auch Auen von nationaler Bedeutung unterliegen einem besonders strengen Schutzregime. Der Vortrag legt dar, welche rechtlichen Instrumente das Gesetz konkret zur Verfügung stellt, und zeigt auf, wo aus rechtlicher Sicht die Herausforderungen bestehen. |
10:50 | Die Rolle globaler Forschung für die Politikgestaltung (E) Dr. Dechen Lham, Umweltsozialwissenschaften, Eawag |
10:55 | Kaffeepause |
Teil 2: Der vernetzte Blick auf Mensch und Natur
11:25 | Sozial-ökologische Netzwerke für die Biodiversität (F) Dr. Giulia Donati, Umweltsozialwissenschaften, Eawag |
11:30 | Flussrevitalisierungen mit der lokalen Bevölkerung (D) Dr. Matthias Buchecker, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, WSL Flussrevitalisierungen sind in der Schweiz seit 2011 gesetzlich geregelt, für die Umsetzung besteht ein verbindlicher Zeitplan. Dieser ist jedoch deutlich im Verzug. Grund dafür ist primär der Widerstand der Menschen vor Ort. Dies ist erklärungsbedürftig, denn die allermeisten profitieren von solchen Massnahmen. Wir haben das Verhältnis der lokalen Bevölkerung zu Flussrevitalisierungen in mehreren Projekten untersucht und konnten aufzeigen, auf welchen Mechanismen dieser Widerstand beruht und welche Planungsansätze Potenzial für gemeinsame Lösungen bieten. |
11:50 | Inter- und Transdisziplinarität in der Biodiversität (D) Dr. Jana Thierfelder, Umweltsozialwissenschaften, Eawag |
11:55 | Freiraum für blau-grüne Gedanken, Fragen und Antworten |
12:15 | Mittagessen |
Moderation Nachmittag:
Dr. Maja Ilic, Forschungsinstitut für Limnologie, Universität Innsbruck und Dr. Anita Narwani, Aquatische Ökologie, Eawag
Teil 3: Die Gestaltung blau-grüner Lebensräume
13:45 | Der Biber schafft neue blau-grüne Lebensräume (D) PD Dr. Anita C. Risch, Ökologie der Lebensgemeinschaften, WSL Der Biber ist ein Ökosystemingenieur, der seine Umwelt verändert. Er staut Bäche und überschwemmt das Umland, sodass verzweigte Sumpflandschaften entstehen. Dadurch fördert der Biber die Vielfalt der Gewässerstrukturen und den Artenreichtum und beeinflusst so die Ökosystemfunktionen positiv. Wir untersuchen zusammen mit nationalen Stakeholdern die Interaktionen zwischen der Biodiversität und dem Biber-Lebensraum und versuchen, das Potenzial des Bibers für den Natur- und Artenschutz besser abzuschätzen. |
14:05 | Blau-grüne Infrastruktur für Amphibien (D) Dr. Helen Moor, Systemanalyse, Integrated Assessment und Modellierung, Eawag Im Takt mit dem Verlust von Feuchtgebieten und kleinen Gewässern aus unseren Landschaften sind die Amphibien seltener geworden. Der Kanton Aargau setzt diesem Trend seit zwanzig Jahren den Bau vieler neuer Weiher entgegen. Unsere Analyse der Monitoringdaten zeigt, dass die Besiedelung neuer Weiher den Abwärtstrend bei gefährdeten Amphibien aufgehalten und bei vielen Arten zu Zunahmen geführt hat. Ausserdem beleuchten wir, wie und wo man Weiher bauen kann, um gezielt wichtige Arten langfristig zu fördern. |
14:25 | Unsere Siedlungen für die Biodiversität gestalten (F) Dr. Lauren M. Cook, Siedlungswasserwirtschaft, Eawag Unsere Siedlungen können dazu beitragen, die bedrohte Biodiversität zu erhalten. Blaue und grüne Flächen wie Teiche und Gründächer können Lebensräume und Verbindungswege für Pflanzen und Tiere schaffen. Dabei sollte die Maximierung des ökologischen Nutzens im Zentrum stehen. Wir werden zeigen, wie dies durch lokale Massnahmen quer durch die Stadtlandschaft gelingen kann, zum Beispiel durch das Anpflanzen einer vielfältigen Vegetation, das Bereitstellen von Wasser, das Vernetzen von benachbarten Lebensräumen und das Entfernen von Hindernissen. |
14:45 | Kaffeepause |
Teil 4: Naturschutz und Raumplanung
15:15 | Planungsgrundlagen für die ökologische Infrastruktur (D) Dr. Philipp Brun, Landschaftsdynamik, WSL Der Aufbau einer ökologischen Infrastruktur ist Kernanliegen des Aktionsplans «Strategie Biodiversität Schweiz», der bis 2040 umgesetzt werden soll. Hochwertige Flächen sollen neu unter Schutz gestellt und bestehende Schutzgebiete besser vernetzt werden. Wir haben Analysen für die Priorisierung solch zusätzlicher Flächen entwickelt, unter Berücksichtigung ihrer Qualität, ihres Beitrags zur Vernetzung existierender Schutzgebiete und ihrer Verletzlichkeit durch den Klimawandel. Dabei haben wir verschiedene Habitate individuell berücksichtigt. |
15:35 | Biodiversität via kommunale Nutzungsplanung fördern (D) Dr. Stephanie Schwab, Landschaftsdynamik, WSL |
15:40 | Freiraum für blau-grüne Gedanken, Fragen und Antworten |
16:00 | Schlusswort (D) Prof. Dr. Catherine Graham, Co-Projektleiterin BGB, Biodiversität und Naturschutzbiologie, WSL |
16:15 | Apéro |
Präsentationen
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Sozial-ökologische Netzwerke für die Biodiversität | Manuel Fischer
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Zwischen politischen Sümpfen und rettenden Ufern | Lukas Berger
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Blau-grüne Biodiversität: Was regelt das Naturschutzgesetz? | Jennifer Vonlanthen
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Die Rolle globaler Forschung für die Politikgestaltung | Dechen Lham
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Sozial-ökologische Netzwerke für die Biodiversität | Giulia Donati
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Flussrevitalisierungen mit der lokalen Bevölkerung | Matthias Buchecker
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Inter- und Transdisziplinarität in der Biodiversität | Jana Thierfelder
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Der Biber schafft neue blau-grüne Lebensräume | Valentin Moser
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Blau-grüne Infrastruktur für Amphibien | Helen Moor
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Unsere Siedlungen für die Biodiversität gestalten | Lauren M. Cook
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Planungsgrundlagen für die ökologische Infrastruktur | Philipp Brun
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Biodiversität via kommunale Nutzungsplanung fördern | Stephanie Schwab
Infotag-Magazin Spezial 2024: Blau-grüne Biodiversität erkennen, erhalten, fördern
Das Magazin gibt einen Einblick in die zahlreichen blau-grünen Projekte der Forschungsinitiative Blue-Green Biodiversity, berichtet über die wichtigsten Ergebnisse und präsentiert die Kernbotschaften.
Infotag Archiv
Hier finden Sie die Themen, das Programm, die Präsentationen sowie eine Bildergalerie der Infotage seit 2011
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2023
Infotag-Magazin 2023: Wasserforschung für nachhaltige Entwicklung
2022
Infotag-Magazin 2022: Dynamische Gewässer - Neue Werkzeuge, neue Möglichkeiten
2019
Infotag 2019: Gewässer in Zeiten der Energiewende