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Der Kläranlagen-Ausbau läuft

4. April 2014 | Pascal Wunderlin / Andri Bryner

100 von über 700 Schweizer Kläranlagen können nach dem Ja der eidgenössischen Räte für die Elimination von Mikroverunreinigungen aufgerüstet werden. Die Eawag steckt im Grossprojekt mittendrin. Zusammen mit der ARA Dübendorf leistet sie Pionierarbeit und zusammen mit dem VSA stellt sie den kontinuierlichen Informationsaustausch sicher.

Mikroverunreinigungen sind organische Spurenstoffe, wie Arzneimittel, Körperpflegeprodukte, Pflanzen- und Materialschutzmittel, und kommen in der Umwelt in sehr geringen Konzentrationen vor. Ein Grossteil dieser Mikroverunreinigungen gelangt über das Abwasser in die Oberflächengewässer. Untersuchungen (Projekt Strategie Micropoll) haben gezeigt, dass durch eine zusätzliche Behandlung des gereinigten Abwassers in den Kläranlagen mit Ozon oder Pulveraktivkohle (PAK) die Spurenstoffeinträge in die Gewässer zu mindestens 80% gesenkt werden können.

Änderung des Gewässerschutzgesetzes durch National- und Ständerat

Für die Aufrüstung von 100 der rund 700 Schweizer Kläranlagen wird mit Investitionskosten von etwa 1.2 Milliarden Schweizer Franken (CHF) gerechnet. Nach dem Ständerat (39:1) hat am 3. März 2014 auch der Nationalrat (137:55) einer Änderung des Gewässerschutzgesetzes (Text Schlussabstimmung vom 21.3.2014; pdf) zugestimmt, welche für diese Finanzierung eine verursachergerechte gesamtschweizerische Abwasserabgabe vorsieht. Die Abgabe ist bis 2040 befristet und beträgt maximal 9 CHF pro Person und Jahr. Sie soll 75% der Investitionskosten abgelten.

Die erste volltechnische Ozonung geht in Betrieb

Aktuell wird auf der ARA Neugut (Dübendorf) die erste volltechnische Ozonung in Betrieb genommen. Die offizielle Eröffnung folgt am 6. September 2014 im Rahmen eines «Tages der offenen ARA». In den kommenden Monaten wird der Betrieb durch die Eawag wissenschaftlich begleitet. Im Rahmen eines VSA-PEAK-Kurses (7./14. November 2014) werden diese Resultate sowie die ersten Betriebserfahrungen vorgestellt.

VSA-Plattform Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen

In der Anhörung zur Änderung der Gewässerschutzverordnung wurde unter anderem die Schaffung einer nationalen Plattform gefordert. Die Stelle soll Informationen zur Verfügung stellen über die Verfahren zur Entfernung von Mikroverunreinigungen auf Kläranlagen, sowie offene Fragen bearbeiten. Dazu wurde die Arbeitsgruppe «Verfahrenstechnik Mikroverunreinigungen» gegründet, und dem Kompetenzzentrum Abwasserreinigung (CC ARA) des Verbands der Schweizerischen Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) angegliedert.

Die Koordination dieser Plattform wird ab April von Christian Abegglen an Pascal Wunderlin übergehen. Pascal Wunderlin hat an der Eawag in der Abteilung Verfahrenstechnik (bei Hansruedi Siegrist und Adriano Joss) eine Dissertation zum Thema Lachgas (N2O) Emissionen in der biologischen Abwasserreinigung geschrieben. Neben seiner Tätigkeit als Plattformkoordinator wird er im Rahmen eines Post-Docs weiterhin in Forschungsprojekten der Abteilung Verfahrenstechnik involviert sein.