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Linda Strande übernimmt die Abteilungsleitung von Sandec

29. Oktober 2024 | Cornelia Zogg

Globale Lösungen für sichere Sanitäranlagen und sauberes Trinkwasser sind das Ziel und die Aufgabe der Eawag-Abteilung Sandec. Seit September wird diese von Linda Strande geleitet, welche die letzten vierzehn Jahre als Gruppenleiterin in der Abteilung tätig war. Sie tritt damit die Nachfolge von Christoph Lüthi an, der sich neuen Projekten an der Eawag widmet.

Linda Strande hat per September die Leitung der Eawag-Abteilung Siedlungshygiene und Wasser für Entwicklung (Sandec) übernommen. Sie blickt auf mehrere Jahrzehnte Erfahrung im Bereich der Abwasser- und Fäkalschlammbehandlung ohne Kanalisation zurück. «Für mich stand immer die Gesundheit von Mensch und Umwelt im Vordergrund», sagt sie. Die Forschung der Abteilung Sandec trägt direkt zu diesem Ziel bei und leistet einen wichtigen Beitrag, sei es bei der Trinkwasserversorgung in ruralen Gebieten südlich der Sahara oder beim Fäkalschlamm-Management in dicht besiedelten, urbanen Regionen ohne Kanalisation. «Man kann bei unserer Forschung nicht am Schreibtisch sitzen und nur anwenden, was man im Studium gelernt hat. Man muss den jeweiligen lokalen Kontext erfahren und kennen», erklärt Strande, die unter anderem an der ETH Zürich unterrichtet. Fragen zu Geschäftsmodellen und sozioökonomischen Faktoren spielen eine wichtige Rolle wie die Technologie. Es gibt keine einzelne Lösung, die für alles passt.

Globale Lösungen – auch für die Schweiz

Ein Fokus, der sich auch in den Projekten von Sandec widerspiegelt, ist, dass vermehrt Lösungen und Technologien aus dem Globalen Süden auch für die Schweiz relevant werden. Die Hochwasserereignisse der Schweiz in diesem Frühjahr haben das deutlich gezeigt. Beispielsweise, als Kläranlagen im Wallis vom Hochwasser beschädigt wurde und die Bevölkerung aufgefordert wurde, ihr Toilettenpapier nicht in die Kanalisation zu spülen oder nicht mit Öl zu kochen. Oder ein Projekt in Genf, bei dem eine Wurmfiltrationsanlage die Abwässer von 100 Bewohnern eines Mehrfamilienhauses behandelt. Oder in einem Ferienhäuschen im Maiensäss, in dem Plumpsklos aufgerüstet werden.

Seit Linda Strande in der Schweiz lebt, zieht es sie regelmässig in die Bündner Berge und noch so gerne unterhält sie sich mit den Einheimischen. So stellte sie in einer Käserei im Bündnerland fest: Auch ein Käser oder eine Käserin darf beispielsweise die Molke aus der Herstellung nicht in die Kanalisation giessen, sondern muss sie via Lastwagen abtransportieren lassen. «Sie müssen Wege für die Rückgewinnung von Ressourcen finden», so Strande. Dieselbe Thematik beschäftigt viele urbane Regionen südlich der Sahara, die keinen Kanalisationsanschluss haben: Was geschieht mit Abwasser, das vor Ort gelagert wird? Wer holt es ab? Wo wird dieses Abwasser behandelt und wie kann es weiter genutzt werden? Ein gutes Beispiel dafür, dass es keine spezifischen Lösungen für die Schweiz und keine separaten Lösungen für den Globalen Süden braucht – nur globale Lösungen im entsprechenden lokalen Kontext, von denen im Endeffekt alle profitieren.

Korrekte Sprache kann Forschung vorantreiben

Nicht nur der lokale Kontext ist für Strande wichtig, sondern auch eine adäquate Terminologie, damit Forschungsergebnisse in die Praxis gelangen können und «alle vom Gleichen sprechen.» Eine solche Terminologie fehlt derzeit noch im Dialog rund um nicht-kanalisiertes Abwasser- und Fäkalschlamm-Management. Nur wenn sich klar definierte Begriffe etablieren, lassen sich Forschung und Wissen abgleichen, vergleichen und global voranbringen.

Gewisse Terminologien, die sich im Dialog um Sanitärversorgung ohne Kanalisation etabliert haben, sind nicht mehr zeitgemäss. Der Begriff «Fäkalschlamm» beispielsweise wird nur im Zusammenhang mit der Abwasserentsorgung in einkommensschwachen Gebieten des globalen Südens verwendet, nicht aber in Bezug auf Klärgruben in den USA oder dezentralen Kläranlagen in Japan, obwohl es sich um dasselbe Prinzip handelt. Die Worte, die wir wählen, sind wichtig. «Um das anzugehen, haben wir eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die genau diese Thematik künftig angeht», so Strande.

Brücken bauen für globale Zusammenarbeit

Strande sieht die Abteilung allerdings nicht nur als sprachlichen Brückenbauer: Sandec steht auch häufig im Austausch mit Praktikerinnen und Praktikern, NGOs und Regierungen. Zudem gehört das Vermitteln von Wissen zu den Kernaufgaben. «Unsere Online-Kurse für die Praxis werden auch zukünftig weiter ausgebaut», so Strande. Durch den Einbezug der verschiedenen Forschungsbereiche in einem einzigen Departement kann Sandec den Forschungsbedarf im Bereich Wasser und Siedlungshygiene in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen wirksam angehen. Die Basis dafür bildet die interdisziplinäre Zusammenarbeit über die gesamte Eawag hinweg. Im Hinblick auf die sich rasant verändernde Welt – technologisch aber auch im Rahmen des Klimawandels – ist es Linda Strande zudem ein Anliegen sicherzustellen, dass die Forschung von Sandec global relevant bleibt und vor allem: Für die Menschen und die Umwelt einen Unterschied macht.
 

Vita

Linda Strande, die ihren Bachelor in Mathematik an der Universität in Washington abgeschlossen hat, widmete sich schon bald dem Thema Umwelt. Nach ihrem PhD in Zivil- und Umweltingenieurwesen, ebenfalls im Bundessaat Washington, trat sie im Juli 2010 ihre Position als Gruppenleiterin von MEWS (Management of Excreta, Wastewater and Sludge) an der Eawag an. Seit dem 1. September 2024 ist sie Abteilungsleiterin von Sandec.  

Titelbild: Am 1. September 2024 hat Linda Strande ihre neue Aufgabe als Abteilungsleiterin von Sandec angetreten (Foto: Eawag, Peter Penicka).