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Biodiversität an Land und im Wasser dank einem ganzheitlichen Ansatz schützen

8. Dezember 2021 | Beate Kittl, WSL

Es macht Sinn, Lebensräume an Land und im Wasser gemeinsam zu erforschen, so ein erstes Fazit der Forschungsinitiative Blue-Green Biodiversity.

Die biologische Vielfalt nimmt heute in einem in der Geschichte der Menschheit noch nie dagewesenen Ausmass ab, von der lokalen bis zur globalen Ebene, was nicht zuletzt das menschliche Wohlergehen bedroht. Dies bedingt ein rasches Handeln, was wiederum ein gutes Verständnis der Biodiversität voraussetzt. In der ökologischen Forschung behindert jedoch eine starke Unterteilung in Disziplinen und Ökosysteme ganzheitliche Lösungsansätze, argumentieren die Autoren und Autorinnen des ersten Syntheseartikels der Forschungsinitiative Blue-Green Biodiversity (BGB). Analysen und Massnahmen seien daher oft auf einzelne Lebensräume beschränkt. Genau deshalb hat der ETH-Rat diese Initiative geschaffen, um die Biodiversitätsforschung an Land und im Wasser besser zu vernetzen.

Forschende von WSL und Eawag haben in der ersten Phase der Forschungsinitiative 2020 gemeinsam Projekte über disziplinäre Grenzen hinweg durchgeführt. So konnten sie Einsichten in die Verknüpfung von Land- und Wasser-Ökosystemen geben und aufzeigen, wie die Praxis von einer integrierten Herangehensweise profitieren kann. Der erste Syntheseartikel stellt dazu drei Beispiele vor.

Amphibien, Singvögel und die Politik

Amphibien etwa leben im Larvenstadium im Wasser, während sie als erwachsene Tiere meist Landlebensräume nutzen. Neue Teiche anzulegen ist deshalb nur von Erfolg gekrönt, wenn zugleich deren Vernetzung an Land gesichert ist und sie nicht etwa durch Hindernisse wie Strassen getrennt sind. Auch Nahrungsnetze überschreiten oft die blau-grünen Grenzen, zeigt das zweite Beispiel. So füttern Singvögel zur Brutzeit ihre Jungen oft mit Wasserinsekten, die nahrhafter sind als Landinsekten. Doch mit dem Klimawandel entkoppeln sich die Brutzeiten und das Insektenangebot zunehmend, was die Jungenaufzucht gefährden kann. Um solch indirekte Effekte aufzudecken, müssen aquatische und terrestrische Lebensräume gemeinsam betrachtet werden.

Das dritte Beispiel legt offen, in welchen Sektoren der Politik das Thema Biodiversität angekommen ist und in welchen noch nicht. Während in der Umweltpolitik und der Landwirtschaftspolitik ein Bewusstsein für Biodiversitätsthemen besteht, ist dieses in der Wirtschafts-, Energie- oder Raumplanungspolitik wenig präsent. Dies zeigen die Erwähnungsmuster des Begriffs «Biodiversität» in Gesetzesdiskussionen von Parlament und Bundesrat.

Die Autorenschaft des Artikels betont, dass Muster und Ursachen von Biodiversitätsveränderungen oft nur aufgedeckt und praktisch angegangen werden können, wenn man Land- und Wasserlebensräume gemeinsam betrachtet. Die gemeinsame Forschungsinitiative BGB setzt sich dafür ein, die sektoriellen Barrieren abzubauen.
 

Titelbild: Stefan Scherrer, Eawag

Originalpublikation

Moor, H.; Gossner, M. M.; Graham, C.; Hobi, M. L.; Holderegger, R.; Reber, U.; Altermatt, F.; Logar, I.; Matthews, B.; Narwani, A.; Seehausen, O.; Shipley, R. (2021) Biodiversitätsschutz dank Ökosystem-übergreifendem Denken. Forschungsinitiative Blau-Grüne Biodiversität (BGB), Aqua & Gas, 101(12), 44-49, Institutional Repository

Finanzierung / Kooperationen

  • Wasserforschungsinstitut Eawag
  • Eidg. Forschungsanstalt WSL
  • ETH-Rat