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Chriesbach Dübendorf: Aufwertung für Natur und Erholung

11. März 2013 | Andri Bryner

Im letzten Jahrhundert stark verbaut, findet der Chriesbach in Dübendorf bald zu einer natürlichen Form zurück. Von der Revitalisierung profitiert die Vielfalt an Tieren und Pflanzen. Aber auch Erholungssuchende werden sich am wiederbelebten Bachlauf wohl fühlen. Die am Chriesbach liegende Eawag nutzt das Aufwertungsprojekt, um ihren «Hausbach» verstärkt in Ausbildung und Forschung zu integrieren.

Einst schlängelte sich der Chriesbach in Dübendorf vor der Einmündung in die Glatt natürlich durch die Landschaft. Häufig überflutete er die nahen Felder. Im Zuge des Autobahnbaus Ende der 1970er-Jahre wurde der Chriesbach darum abgesenkt und hart verbaut. Seither ist er ein eintöniger Kanal. Dank des Aufwertungsprojekts soll er zu einer natürlichen Form zurückfinden und zu neuem Leben erwachen – und dies ohne Abstriche beim Hochwasserschutz.

Sitzgelegenheiten und Zugänge zum Wasser

Der Chriesbach verbindet die Lebensräume von Tieren und Pflanzen entlang seines Laufs mit denen der Glatt, in die er mündet. Er erfüllt damit eine wichtige ökologische Vernetzungsfunktion. Die Aufwertung des Chriesbachs beseitigt Wanderhindernisse für Fische und ermöglicht die Entstehung von neuen, vielfältigen Lebensräumen für Wasserlebewesen. Der Bach wird aber auch für Erholungssuchende attraktiver – dank Sitzgelegenheiten und Zugängen zum Wasser. In Zusammenarbeit mit der Eawag, dem Wasserforschungs-Institut des ETH-Bereichs, entstehen bei deren Hauptsitz am Chriesbach ein Freiluftlabor, zwei Teiche und verschiedene Messeinrichtungen für Ausbildung, Forschung und Öffentlichkeit.

Rodungen unerlässlich – Neubepflanzung nach Abschluss der Bauarbeiten

Aufgewertet wird der Chriesbach auf einer Länge von rund 900 Metern. Die Bauarbeiten erfolgen in zwei Etappen. Die erste Etappe umfasste den Abschnitt von der Brücke Neugutstrasse bis zur Mündung in die Glatt und wurde in diesem Winter umgesetzt. Die zweite, obere Etappe umfasst den Abschnitt von der Kriesbachbrücke bis zur neuen Brücke der Glattalbahn. Sie startet im März mit den für die Bauarbeiten unerlässlichen Rodungsarbeiten am bestehenden Ufergehölz. Grössere Bäume bleiben davon nach Möglichkeit verschont. Im April beginnen dann die eigentlichen Bauarbeiten, die bis Ende des Jahres abgeschlossen sein dürften. Anschliessend wird der Uferbereich mit standortgerechten Sträuchern und Bäumen neu bepflanzt.

Das Aufwertungsprojekt des kantonalen Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) kostet rund 3,6 Millionen Franken. Der Bund, der naturemade star-Fonds von ewz sowie die Eawag und die Stadt Dübendorf unterstützen das Projekt mit namhaften Beiträgen.

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