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Energiewende Schweiz: Die Folgen für Umwelt und Gesellschaft?

1. September 2014 | Andri Bryner

Die Eidg. Forschungsanstalt WSL lanciert zusammen mit der Eawag ein neues Forschungsprogramm «Energy Change Impact». Das Programm soll aufzeigen, welche Folgen die Energiewende auf Umwelt und Gesellschaft haben wird und wie sich mögliche Konflikte vermeiden lassen.

Die Schweiz hat sich für die Energiewende entschieden und stellt damit die Weichen für eine grundlegende Umgestaltung der zukünftigen Energieversorgung. Doch welche Folgen hat dieser Entscheid? Wie wird sich die Umsetzung der Energiestrategie 2050 auf Gesellschaft und Umwelt auswirken? Und welche natürlichen Ressourcen stehen für die Energiegewinnung in der Schweiz in welchem Ausmass zur Verfügung? Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL hat zusammen mit der Eawag ein neues Forschungsprogramm «Energy Change Impact» (Energiewende-Folgenforschung) lanciert, um diese Fragen wissenschaftlich zu untersuchen. Ziel ist es, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft mit fundierten Informationen und Szenarien bei der Planung und Umsetzung zu unterstützen.

Das Neue Forschungsprogramm nutzt und vernetzt bestehendes Know-how

Mit dem Thema Energie beschäftigt sich die WSL und ihre Partnerinstitutionen schon seit vielen Jahren, so etwa mit der energetischen Nutzung von Holz, Wasser und Sonnenlicht. Zudem verfügen die Forschenden über reiche Erfahrungen bezüglich der Auswirkungen des Klimawandels auf Umwelt und Gesellschaft. Dieses Know-how weiter auszubauen, verstärkt zu nutzen und mit dem Fachwissen weiterer Akteure zu verknüpfen, ist Zweck des neuen Forschungsprogramms.

Moderne Methoden und Instrumente sollen helfen, profitable, aber auch ökologisch und gesellschaftlich sinnvolle Standorte für die Nutzung erneuerbarer Energien zu finden. In welchen Gebieten sollte die Wasserkraft gefördert oder gar ein Rückbau in Erwägung gezogen werden? Wie gewillt ist das Schweizer Volk, für Wind- oder Photovoltaikanlagen schöne Landschaften zu opfern? Szenarien sollen ferner aufzeigen, welche Mengen an natürlichen Ressourcen für die zukünftige Energiegewinnung zur Verfügung stehen. Wie viel Holz kann für die Energieproduktion genutzt werden, ohne die nachhaltige Waldwirtschaft zu gefährden? Oder wie viel Wasser lässt sich für die Wasserkraft verwenden, ohne die Ökologie der Fliessgewässer massgeblich zu beeinträchtigen?

Wie lassen sich Konflikte möglichst vermeiden?

Die Nutzung erneuerbarer Energiequellen kann Konflikte auslösen, wenn unterschiedliche Interessen, z.B. von Natur-, Klima-, Gewässer- und Landschaftsschutz sowie der Raumplanung, aufeinanderprallen. Auch hier kann die WSL-Forschung dazu beitragen, mögliche Risiken und Konflikte bei der Produktion und beim Transport von Energie frühzeitig zu erkennen und mögliche Alternativen zu erarbeiten. Eine kluge Voraussicht kann bei der Herbeiführung der Energiewende wertvolle Zeit und Kosten sparen.

Die Leitung des Forschungsprogramms übernimmt Astrid Björnsen Gurung. Die promovierte Umweltnaturwissenschaftlerin arbeitete bereits zwischen 2012 und 2014 im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms 61 «Nachhaltige Wassernutzung“ als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der WSL. Von 2007 bis 2014 leitete sie zudem das europäische Programm der „Mountain Research Initiative». Von 2011 bis 2014 war sie als Koordinatorin der „Schweizerisch-Österreichischen Allianz für Gebirgsforschung“ tätig.

Das neue Forschungsprogramm "Energy Change Impact" soll helfen, sinnvolle Standorte für die Nutzung erneuerbarer Energien zu finden. In welchen Gebieten sollte die Wasserkraft gefördert oder gar ein Rückbau in Erwägung gezogen werden?
(Foto: Thomas Knobel, WSL, ©)

Wo lassen sich sinnvollerweise Wind- oder Photovoltaikanlagen installieren oder bereits bestehende Strukturen wie Lawinenverbauungen nutzen?
(Foto: Carmen Graf, WSL,©)

Die Nutzung erneuerbarer Energiequellen kann Konflikte auslösen, wenn unterschiedliche Interessen aufeinanderprallen. Auch hier kann die WSL-Forschung dazu beitragen, mögliche Risiken und Konflikte frühzeitig zu erkennen und mögliche Alternativen zu erarbeiten.
(Foto: Schulz, WSL, ©)

Die promovierte Umweltnaturwissenschaftlerin Astrid Björnsen Gurung übernimmt zum 1. September 2014 die Leitung des Forschungsprogramms "Energy Change Impact".
(Foto: Kathrin Brugger, ©)