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Grosses Interesse an nachhaltiger Infrastruktur-Planung
14. Februar 2014 |
Lücke zwischen Forschung und Praxis
Die Eawag-Direktorin Janet Hering betonte in ihrer Begrüssungsrede die Wichtigkeit solcher Veranstaltungen: „Oft besteht zwischen der Forschung und der praktischen Anwendung eine Lücke – diese Lücke kann nur durch intensive Zusammenarbeit mit Vertretern aus der Praxis geschlossen werden.“ Ziel der Veranstaltung war es denn auch die wichtigsten Methoden und Ergebnisse des Projektes SWIP einem Fachpublikum zu präsentieren und Rückmeldungen einzuholen, wie die Umsetzung in die Praxis angegangen werden kann.
Trotz Klimawandel keine zusätzlichen Unsicherheiten
Bei der Planung und dem Unterhalt von Netzwerkinfrastrukturanlagen müssen die Entscheidungsträger mit zahlreichen Unsicherheiten umgehen. Umso erfreulicher ist es, wenn ein Unsicherheitsfaktor wegfällt. „Der Klimawandel findet zwar statt, daran gibt es keinen Zweifel – unsere Untersuchungen konnten aber in den nächsten vierzig Jahren keinen Einfluss auf die Siedlungswasserwirtschaft in den untersuchten Regionen nachweisen“, erklärte Max Maurer zu Beginn seiner Ausführungen.
Hitparade der Handlungsalternativen
Planer müssen unterschiedliche Grössen (beispielsweise Kosten für Bau, Unterhalt und Versorgungssicherheit) miteinander vergleichen um optimale Lösungen zu finden. Judit Lienert ist überzeugt, dass die MCDA (Multikriterielle Entscheidungsanalyse) ein nützliches Werkzeug bei der Suche nach einer optimalen Lösung darstellt: Anhand von Interviews mit wichtigen Akteuren werden die Ziele, die Gewichtung der Ziele sowie die dazugehörigen Wertefunktionen bestimmt. Diese Integration von objektiven Daten mit den Präferenzen der Akteure erlaubt es, eine Hitparade der Handlungsalternativen zu erstellen.
„Zu aufwändig, zu teuer!“
Einige Teilnehmende der Veranstaltung zeigten sich dieser Methode gegenüber skeptisch. Mehrere von ihnen hatten an den aufwändigen Interviews teilgenommen, und so lautete denn auch der Grundtenor: Zu aufwändig, zu teuer. Die Vertreter der Privatwirtschaft bezweifelten, dass sie ihren Kunden dieses Werkzeug schmackhaft machen könnten. Es zeigte sich aber auch, dass die MCDA bei umfangreichen und umstrittenen Projekten vor unliebsamen Überraschungen schützen könnte. Es müssen wohl noch zahlreiche Hürden genommen werden, sollte die MCDA dereinst in der Siedlungswasserwirtschaft eine Anwendung finden – so fehlt es momentan schlicht an Arbeitskräften mit der entsprechenden Ausbildung.
Komplexes Modell für die Praxis
Weniger skeptisch waren die Rückmeldungen auf Christoph Eggers Präsentation – er stellte zwei statistische Modelle für die Zustandsanalyse von Trinkwasser- und Abwasserleitungen vor. Da oft nur sehr unvollständige Datensätze mit fehlender Datenhistorie zu den Leitungsnetzen vorhanden sind, können die Modelle bei der Abschätzung von Abschreibungen, künftigen Beschaffungskosten und deren Unsicherheiten helfen. Max Maurer zeigte sich überzeugt, dass das Modell bei einer engen Zusammenarbeit mit privaten Ingenieurbüros trotz komplexem Unterbau praxistauglich gemacht werden kann.
Wie erwartet zeigte sich in allen Diskussionen die von Janet Hering angesprochene Lücke zwischen Forschung und Praxis. Die von der Wissenschaft vorgeschlagenen Werkzeuge erfüllen zwar ihre Zwecke – sollten sie aber eine praktische Anwendung finden, müssen sie in der Handhabung vereinfacht werden und der Nutzen für die Anwender und Kunden klar sichtbar sein. Neben weiteren Schritten in Richtung anwendbare Methoden gehören dazu auch die zukünftigen Publikationen über das abgeschlossene Projekt in deutscher Sprache.
Weitere Informationen
zum Nationalfonds Projekt 61: Langfristige Planung nachhaltiger Wasser-infrastrukturen SWIP