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«Mir ist es wichtig, Wissen zu Biodiversität breit zu vermitteln.»

12. April 2023 | Annette Ryser

Der Ökologe Florian Altermatt wurde von der Universität Zürich zum ordentlichen Professor für aquatische Ökologie befördert. Was fasziniert ihn an der Forschung und warum engagiert er sich für die akademische Lehre?

Der Ökologe Florian Altermatt wurde am 1. April 2023 von der Universität Zürich zum ordentlichen Professor für aquatische Ökologie berufen, nachdem er seit 2018 bereits als ausserordentlicher Professor und von 2014 bis 2018 im Rahmen einer SNF-Förderprofessur an der Universität Zürich tätig war. Am Wasserforschungsinstitut Eawag leitet Altermatt seit 2011 eine Forschungsgruppe im Bereich aquatische Ökologie und ist seit März 2023 Teil der Direktion. In seiner Forschung befasst er sich damit, wie und wo Biodiversität entsteht und sich verändert. Er entwickelt zudem neue Methoden, um Biodiversität mittels Umwelt-DNA messen zu können. An der Universität Zürich hat er den neuen Studiengang «Biodiversität» aufgebaut, der im Herbst 2023 zum ersten Mal angeboten wird.

Vier Fragen an Prof. Florian Altermatt

Florian Altermatt, in diesem Jahr startet der neue Studiengang Biodiversität, den sie leiten. Welche Bedeutung hat das für Sie?
Das ist ein grossartiger Moment! Es ist für mich eine Herzensangelegenheit, dass das Wissen zu Biodiversität noch breiter und besser vermittelt wird. Aber es war und ist eine ziemliche Herkulesaufgabe, einen solchen Studiengang neu zu etablieren.

Was motiviert Sie für die Lehre?
Als Professor kann ich neue Forschungsthemen aufgreifen, etablieren und vertiefen. Dabei lerne ich selbst ständig viel Neues dazu. Dieses Wissen möchte ich weitergeben. Mein Ziel ist es, die Studierenden thematisch breit und interdisziplinär auszubilden, damit sie ihre Fähigkeiten in Forschung, Wirtschaft, Gesellschaft oder Politik einbringen können. Es ist sehr schön, wenn ich ehemalige Studierende antreffe, die in ganz spannenden Berufsfeldern tätig sind – und im besten Fall das Wissen aus meinen Kursen einsetzen können (lacht).

Was fasziniert Sie an Ihrem Forschungsgebiet, der Biodiversität?
Die Vielfalt an Organismen und das Leben selbst finde ich eines der faszinierendsten Phänomene. Gerade Insekten und andere wirbellose Tiere sind unglaublich formenreich, funktionell vielfältig und einfach schön. Beispielsweise haben wir in meiner Forschungsgruppe verschiedene Flohkrebsarten erstmalig in der Schweiz entdeckt und beschrieben und zeigen auf, dass ihre Verbreitung durch die eiszeitliche Vergletscherung, aber auch durch heutige Landnutzungen geprägt ist. Für mich als Biologen sind solche Entdeckungen wie eine Art Schnitzeljagd.

Warum wurden Sie Biologe?
Diesen Studienwunsch hatte ich seit meiner Kindheit und die Leidenschaft dafür hält bis heute an. Ich bin im Lützeltal in der Nordwestschweiz aufgewachsen, wo die Lützel als unverbauter Grenzfluss zwischen Frankreich und der Schweiz eine wunderbare Naturlandschaft schafft. Die dortige Vielfalt an Organismen in und an den kilometerlangen, natürlichen Gewässern hat mich stark geprägt und ist eine Motivation, mich für den Erhalt solcher Lebensräume einzusetzen.
 

Prof. Florian Altermatt studierte an der Universität Basel Biologie, wo er 2007 mit seiner Doktorarbeit abschloss. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem Ökobüro sammelte er danach Erfahrung in der Praxis, bevor er 2009 als Postdoktorand in die Forschung zurückkehrte: Die Tätigkeit am sehr interdisziplinären Departement «Umweltwissenschaften und -politik» der Universität von Kalifornien in Davis prägte seine weitere Karriere. Seit 2019 ist Altermatt Präsident des «Forum Biodiversität Schweiz» der Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT).

Titelbild: Prof. Florian Altermatt erforscht die aquatische Biodiversität.
(Foto: Eawag, Esther Michel)