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Nervengifte schädigen Wasserorganismen anders als erwartet
13. Juni 2019 |
Das Insektizid Imidacloprid ist eines der stärksten Insektengifte und gehört zur Gruppe der Neonikotinoide. Seit 2019 ist der Einsatz von Imidacloprid zusammen mit zwei anderen Stoffen dieser Gruppe nur noch im Gewächshaus erlaubt. Denn die Mittel werden unter anderem für das Bienensterben verantwortlich gemacht. Auch für Wasserorganismen ist Imidacloprid sehr giftig, das steht auch in den Zulassungsberichten der Hersteller.
Was die Gifte im Körper von Fischen genau verursachen, zeigt eine kürzlich erschienene Studie der Gruppe um Kristin Schirmer, Leiterin der Abteilung Umwelttoxikologie an der Eawag und Professorin an der EPF Lausanne, und ihren Kollegen der Abteilung Umweltchemie an der Eawag, der Universität Messina und Universität Bordeaux. Die Forschenden testeten die Wirkung von Imidacloprid im sich entwickelnden Japanischen Reisfisch, auch Medaka genannt, sowie im Zebrabärbling. Beide Fischarten dienen als Modellorganismus in der toxikologischen Forschung.
Obwohl Imidacloprid als Nervengift wirkt und bei Insekten vor allem Verhaltensänderungen hervorruft, war dieser Effekt bei den Fischen weniger auffällig als erwartet. Dennoch: «Die Wirkung auf die Fische war viel komplexer als nur neurotoxisch», sagt Schirmer. So litten die Fische unter Deformierungen, geringerem Wachstum und krankhaften Gewebeveränderungen. Eine Erklärung, wieso sich ein Nervengift dermassen auf die Entwicklung der Fische auswirkt, gibt es allerdings noch nicht.
Bei der Ausprägung der negativen Auswirkungen gab es ausserdem grosse Unterschiede zwischen den Arten: Der Japanische Reisfisch war rund tausendmal stärker betroffen als der Zebrabärbling. Ein Grund dürfte sein, dass sich die Medaka länger im Entwicklungsstadium befinden und deshalb als Larven länger dem Gift ausgesetzt sind als Zebrafische. Aber das erklärt laut den Forschenden noch nicht den ganzen Unterschied. „Noch wissen wir schlicht zu wenig darüber, wie genau verschiedene Arten auf Insektizide reagieren“, sagt Kristin Schirmer.