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Pestizide in Gewässern – es gibt noch Arbeit

9. Juli 2024 | Andri Bryner

Die VSA-Plattform Wasserqualität und die Eawag haben die bisherigen Wirkungen der ergriffenen Massnahmen des «Aktionsplans zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln» auf die Gewässerqualität untersucht. Die Anzahl Grenzwertüberschreitungen hat seit 2019 deutlich abgenommen. Trotzdem sind immer noch unverändert viele Kilometer Fluss- und Bachläufe belastet. Ein besonders grosses Risiko für die Gewässer stellen die Pyrethroide dar.

Mit dem im Jahr 2017 verabschiedeten Aktionsplan Pflanzenschutzmittel setzt der Bundesrat Ziele um die Risiken durch Pflanzenschutzmittel in den Gewässern zu reduzieren. Am 8. Mai 2024 zog der Bundesrat dazu insgesamt eine positive erste Bilanz. Die nun in der Zeitschrift Aqua und Gas publizierte Studie von VSA und Eawag -Plattform Wasserqualität hat für diese Zwischenbilanz anhand von gemessenen Pestizidkonzentrationen die Wirkung des Aktionsplans auf die Fliessgewässer untersucht.

Gewässerbelastung immer noch hoch

Die Wirkung von Pflanzenschutzmitteln beschränkt sich nicht auf das gezielte Verhindern von Krankheiten oder Abtöten von Schädlingen und Unkräutern. In Gewässern können sie die Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen schädigen und damit die Biodiversität reduzieren. Die Ziele des Aktionsplans Pflanzenschutzmittel verlangen daher auch eine Beurteilung des Gewässerzustands basierend auf den Grenzwerten der Gewässerschutzverordnung. Und da zeigen die neusten Auswertungen, dass die Massnahmen zwar greifen, unsere Bäche und Flüsse aber weiterhin stark mit Pflanzenschutzmitteln belastet sind: An 22 der 36 untersuchten Standorten (61 %) wurden ökotoxikologisch begründeten Grenzwerte überschritten.

Halbierungsziel noch fern

Die Anzahl Standorte, an welchen alle Grenzwerte eingehalten werden, hat sich zwischen 2019 und 2022 kaum verändert. Zwar zeigt sich im Jahr 2022 eine leichte Verbesserung in den mittelgrossen und grossen Fliessgewässern. In den kleinen und mittelgrossen Bächen mit Landwirtschaft und Siedlung im Einzugsgebiet wurden Grenzwerte jedoch an mehr als drei Vierteln der untersuchten Stellen überschritten. Der Bericht des Bundesrates geht deshalb davon aus, dass ohne Entwicklung von neuen Alternativen für den Schutz der Kulturen die Fliessstrecke mit Grenzwertüberschreitungen bis 2027 voraussichtlich nicht halbiert werden kann. Erfreulich ist hingegen, dass es 2022 deutlich weniger Standorte mit mehr als 10 Grenzwertüberschreitungen gab. Zumindest bei den stark belasteten Gewässern ist also ein Trend zur Verbesserung sichtbar.

Pyrethroide im Fokus

Stefan Hasler, Direktor des VSA, liest aus der Studie, dass es sinnvoll sei, die Anstrengungen auf besonders giftige Stoffe zu fokussieren. Von ihnen geht ein besonders hohes Risiko für Gewässerorganismen aus. Im Zentrum stehen dabei die Pyrethroid-Insektizide.
 

Titelbild: Zeichnung Anne Dietzel, Eawag.
 

Originalpublikation

Doppler, T.; Dietzel, A.; Stamm, C. (2024) Pestizide in Bächen und Flüssen. Wirkung des Aktionsplans Pflanzenschutzmittel, Aqua & Gas, 104(7+8), 63-69, Institutional Repository