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Strategien zur Verbesserung der Abwasseraufbereitung in Südasien durch dezentrale Sanitäreinrichtungen

27. April 2018 | Stephanie Engeli

Im April veranstaltete die Abteilung Siedlungshygiene und Wasser für Entwicklung (Sandec) mit Partnern zwei nationale Workshops zum Thema dezentrale Sanitäreinrichtungen in Neu Delhi (Indien) und Katmandu (Nepal). An den Workshops wurden die Ergebnisse aus zwei Jahren Feldforschung zusammen mit Vertretern von Regierung, Versorgungsbetrieben, Hochschulen, Geldgebern, Privatwirtschaft und NGOs besprochen. 

Die stetig wachsenden Städte Südasiens stehen im Bereich Wasser und Siedlungshygiene vor enormen Herausforderungen – von der Versorgung mit Wasser in ausreichender Menge und Qualität über die Aufbereitung von Abwasser und Schlamm bis zum Schutz der aquatischen Umwelt. Allein die Abwasseraufbereitung erfordert gewaltige finanzielle Ressourcen für Aufbau und Betrieb der nötigen Infrastrukturen. Zur Erreichung der ehrgeizigen Zielvorgaben des Sustainable Development Goal 6.3 (Halbierung des Anteils nicht aufbereiteten Abwassers bis 2030) braucht es wohlüberlegte Investitionen mithilfe der zur Verfügung stehenden Mittel.

Dezentrale Sanitäreinrichtungen spielen bei der Erreichung dieses Ziels eine Schlüsselrolle. Die Vorteile dieser üblicherweise für 10 bis etwa 1000 Haushalte bestimmten Systeme sind seit langem bekannt. Sie ermöglichen eine kosteneffiziente lokale Abwasseraufbereitung und -wiederverwendung und eine stufenweise Umsetzung. Deshalb werden dezentrale Systeme zunehmend als Alternative zu konventionellen Kanalisationen und zentralisierten Abwasseraufbereitungsanlagen akzeptiert.

Projektkoordinator Lukas Ulrich während des Workshops
(Foto: Eawag)

Die Zahl der dezentralen Sanitäreinrichtungen in Südasien nimmt rasch zu. In Indien wurden bis heute schätzungsweise 20 000 solcher Anlagen gebaut. Infolge fehlerhafter Planung, ungenügender Überwachung sowie schlecht ausgebildetem Betriebspersonal weisen die meisten dieser Systeme jedoch Leistungsmängel auf. In einigen Städten Indiens machten dezentrale Sanitäreinrichtungen und Wasserwiederverwendungsmethoden wegen aufgebrachten Bauherren und Wohnbaugenossenschaften  kürzlich Schlagzeilen, was die Notwendigkeit pragmatischer, empirisch abgestützter Lösungen klar aufzeigt.

Entwicklung von politischen Empfehlungen

Das von der Bill and Melinda Gates Foundation finanzierte Projekt „Small-Scale Sanitation Scaling Up“ (4S) bezweckt die Entwicklung politischer Empfehlungen um die Erfolgsquote dezentraler Sanitäreinrichtungen zu verbessern und einen gut organisierten, strategischen Scale-Up-Prozess  sicherzustellen.  An den Workshops in Neu Delhi und Katmandu präsentierten die Sandec-Wissenschaftler und Projektpartner die Ergebnisse aus zwei Jahren Feldforschung in Indien, Nepal und Pakistan. Die Workshops dienten auch als Diskussionsplattform zur Erörterung der Voraussetzungen einer erfolgreichen Verbreitung dezentraler Sanitäranlagen, um das Gesundheitswesen und die Umwelt zu schützen sowie die Versorgung mit sicherem, wiederverwendbarem Wasser zu gewährleisten.