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Forschende als Brückenbauer in der Wasserpolitik

7. Juni 2021 | Kaspar Meuli

Von Hochwasserschutz und Trinkwasserversorgung über Revitalisierung von Gewässern bis zu Wasserkraftproduktion – Wasserpolitik spielt sich in der Schweiz in den unterschiedlichsten Bereichen ab. Der Austausch von Informationen zwischen politisch entzweiten Akteuren harzt aber oft. Als Brückenbauer zwischen den Lagern spielt die Wissenschaft eine wichtige Rolle.

Forschende verfügen über Qualitäten, die den meisten von ihnen gar nicht bewusst sind. Sie können die Rolle von Diplomaten spielen oder, wie der Politikwissenschaftler Mario Angst sagt: «Sie sind Brückenbauer zwischen Organisationen, die das Heu nicht auf derselben Bühne haben, wie zum Beispiel Energieunternehmen und Naturschutzorganisationen.»

Politische Gräben überbrücken

Mario Angst ist Postdoktorand an der Eawag und hat untersucht, welche Art von Organisationen in der Schweizer Wasserpolitik besonders dazu geeignet sind, über politische Lager hinweg Informationen weiterzugeben. Die Resultate dieser Studie, zu der rund 400 Akteure befragt wurden, die sich im weitesten Sinn mit Wasserpolitik und deren Umsetzung befassen, wurden vor kurzem in der Fachzeitschrift «Governance» veröffentlicht. Mario Angst hat das Funktionieren der Schweizer Wasserpolitik zusammen mit Laurence Brandenberger von der Professur für Systemgestaltung der ETH Zürich untersucht.

Die Ergebnisse fasst er so zusammen: «Wir können zeigen, dass wissenschaftliche Organisationen viel besser als andere Akteure in der Lage sind, die Rolle von Brückenbauern zu übernehmen.» Das Weitergeben von Informationen könne eine «Facette der Tätigkeit» von wissenschaftlichen Organisationen wie der Eawag sein. Seine Empfehlung: Die Forscherinnen und Forscher sollten sich vermehrt Gedanken darüber machen, ob und wie genau sie diese Rolle ausfüllen wollten.

Branchenübergreifende Anlässe fördern Vernetzung

Die Studie «Information exchange in governance networks — Who brokers across political divides?» zeigt, dass der Informationsfluss unter den Akteuren der Wasserpolitik grundsätzlich gut funktioniert. Wo der Informationsfluss aber stockt, ist zwischen Akteuren, die unterschiedliche politische Positionen vertreten. Dass technische Informationen wie hydrologische Modellierungen oder neue Erkenntnisse über das Vorkommen von Arten nicht geteilt werden, so Mario Angst, sei meist nicht böse Absicht, sondern lasse sich durch fehlende Kontakte über politische Gräben hinweg erklären. So banal wie es tönt: Als Landwirtschaftsberaterin und als Fischökologe bewegt man sich meist unter seinesgleichen. Deshalb, so eine weitere Erkenntnis, sind für einen bessern Informationsaustausch auch Foren wie Anlässe der Wasser Agenda 21 oder des Verbands Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute VSA wichtig.
 

Titelbild: Markus Thoenen, iStock

Originalpublikation

Brandenberger, L.; Angst, M. (2022) Information exchange in governance networks - who brokers across political divides?, Governance: An International Journal of Policy, Administration and Institutions, 35(2), 585-608, doi:10.1111/gove.12601, Institutional Repository