Hydrobiologisches Laboratorium in Kastanienbaum
1916 gründete die Naturforschende Gesellschaft Luzern (NGL) in Kastanienbaum ein «Hydrobiologisches Laboratorium». Die Tiefen des Sees sollten nicht länger unerforscht bleiben und für die schon zuvor durchgeführten Kurse über Algen, Wasserpflanzen und Fische, aber auch über den Chemismus und die Physik des Sees wollte man einen gut ausgerüsteten Standort haben. 1960 – in einer Zeit, als es um die Sauberkeit der Schweizer Gewässer nicht sehr gut stand - wurde die etwas in die Jahre gekommene Einrichtung von der Eawag übernommen. Zahlreiche Mittelschulklassen haben hier ihre Biologie-Fachwochen verbracht. Heute arbeiten über 100 Forschende aus aller Welt in den laufend modernisierten Gebäuden. Aus dem kleinen Labor ist das Kompetenzzentrum für Ökologie, Evolution und Biogeochemie geworden.
Im Jahr 2016 feierte die Eawag das 100-jährige Bestehen des Hydrobiologischen Laboratoriums mit verschiedenen Anlässen für die breite Öffentlichkeit und Fachleute.
Chronik
Einige Stationen des Hydrobiologischen Laboratoriums:
1895
Den Vierwaldstättersee erkunden: Unter Mithilfe der Naturforschenden Gesellschaft Luzern und dem Mittelschullehrer Hans Bachmann wird ein „Programm zur limnologischen Untersuchung des Vierwaldstättersees“ entworfen.
1912
Grosse Pläne: Hans Bachmann reicht beim Bund Pläne ein für eine „Eidgenössische Station für Fischerei und Gewässerkunde am Vierwaldstättersee“. Kostenvoranschlag: 331‘250 Franken. Während des 1. Weltkriegs verschwinden die Pläne beim Bund in der Schublade.
1916
Grosszügiger Arzt: Dank einer Schenkung des Mediziners Fritz Schwyzer und dessen Frau kann die Naturforschende Gesellschaft Luzern am 18. Juni 1916 die Eröffnung eines neu erstellten kleinen Labors mit Bootshaus im See feiern.
1938
Neubau in Rekordzeit: Im Frühling 1938 bestimmt die NGL eine Baukommission und sucht einen Bauplatz für einen Neubau. Innert kürzester Zeit wird das heute noch bestehende Bootshaus mit Labor erstellt und am 25. September 1938 mit einer kleinen Feier eingeweiht.
1940
Tod von Hans Bachmann. Am 20. Februar 1940 verstirbt der Forscher, Lehrer und Gründer des Hydrobiologischen Labors Hans Bachmann kurz vor seinem 74. Geburtstag.
1960
Übernahme durch Eawag: Die NGL bietet das Labor der ETH an. Ab 1959 betreibt es die Eawag probehalber und nimmt 1960 die Schenkung an. Der damalige Eawag-Direktor Otto Jaag baut das Labor um und vergrössert es bis 1964 mit Hilfe der „Stiftung der Wirtschaft zur Förderung des Gewässerschutzes in der Schweiz“.
1977
Neubau am Hang: Schon 1965 hat Eawag-Direktor Otto Jaag das Projekt eines eidgenössischen, hydrobiologischen Zentralinstituts am Vierwaldstättersee mit Gästehaus skizziert. Unter Direktor Werner Stumm wird 1977 die erste Etappe des Neubaus bezogen. Die zweite Etappe wurde nie gebaut.
1996
Umbau und Renovation des „Seeheims“: Die ehemalige Villa am See wird innen und aussen vollständig renoviert und den Bedürfnissen der Forschung angepasst. Im Erdgeschoss entsteht ein Mehrzweckraum für Kurse und in den Obergeschossen Büros und Unterkünfte. Ein Teil des Gartens wird neu der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
2004
Neues Boot: Nach der Thalassa (1988) wird das zweite neue Forschungsboot, die Perca, in Betrieb genommen. Es ersetzt das 2001 auf dem See leckgeschlagene und beinahe untergegangene Boot „Hans Bachmann“.
2004
Fischereiberatung startet: Ein grosses Forschungsprojekt zu den Ursachen des Fischrückgangs in der Schweiz (Fischnetz, 1998-2004) hat dazu geführt, dass die Eawag gemeinsam mit dem Bundesamt für Umwelt und dem Schweizerischen Fischereiverband eine Fischereiberatungsstelle lanciert hat. Ein Bindeglied zwischen Forschung und Praxis.
2007
Umbau Bootshaus: Das alte Labor von 1938, nur noch Bootshaus genannt, wird umgebaut und renoviert, samt dem Wandbild von Künstler Marcel Nuber mit der Sage von Kastanienbaum.
2009
Mesokosmen in Betrieb: Versuche oder Simulationen im Labor lassen sich nicht 1:1 auf den See übertragen. Doch Experimente im See sind schwer kontrollier- und wiederholbar. Darum werden Ökosystemfragen in Mesokosmen untersucht.
2012
Totalsanierung Terrassenbau: Das Laborgebäude von 1977 wird komplett saniert. Unter anderem sorgen eine neue Lüftung und eine Kühlung mit Seewasser für einen massiv tieferen Energieverbrauch. Zudem wurden provisorische Pavillons, die „Castagnetas“, durch einen einfachen Anbau ersetzt.