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«Die Ernennung zeigt, dass unsere Arbeit auch international beachtet wird.»

8. März 2023 | Annette Ryser

Der Hydrogeologe Mario Schirmer wurde von der kanadischen Laval-Universität zum Titularprofessor berufen. Er erzählt, warum er sich für Lehre, Forschung und Gesellschaft engagiert.

Im Dezember 2022 ernannte die Laval-Universität in Quebec Mario Schirmer zum Titularprofessor für Hydrogeologie. Die Professur würdigt Schirmers modell- und feldbezogene Ansätze zur Erforschung von Grundwasserströmungen und sein langjähriges Engagement, Brücken zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu schlagen. An der Eawag leitet Schirmer seit 2008 die Forschungsgruppe «Hydrogeologie», die er selber aufbaute. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit dem Grundwasser und dessen Interaktionen mit dem Boden und den Oberflächengewässern, etwa im Rahmen von Flussrevitalisierungen. Weitere Schwerpunkte sind die urbane Hydrogeologie und die Rolle des Grundwassers unter den sich verändernden klimatischen Bedingungen.

Bereits 2004 bis 2008 hatte Mario Schirmer eine Professur an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Deutschland inne. 2008 wurde er Titularprofessor an der Universität Neuenburg. Für seine Doktorarbeit erhielt er im Jahr 1999 den Dresdner Grundwasserforschungspreis und 2019 wurde er von der «British Geological Society» und der «International Association of Hydrogeologists» zum «Ineson Lecturer» für urbane Hydrogeologie gekürt.

Vier Fragen an Prof. Mario Schirmer

Mario Schirmer, was bedeutet Ihnen die Ernennung?

Ich bin besonders stolz darauf, weil es meine Arbeit und die meiner Gruppe anerkennt. Die Ernennung zeigt zudem, dass unsere Arbeit auch international beachtet wird und von Bedeutung ist.

Was motiviert Sie für die Lehre?

Die Arbeit mit den Studierenden ist für mich essentiell. Es ist nicht nur, dass man Stoff vermittelt. Es geht immer in beide Richtungen. Ich habe auch oft gemerkt, dass ich Sachen noch viel mehr durchdringe, wenn ich sie vermitteln soll. Zur Lehre motivieren muss ich mich nie. Ich freue mich immer auf die Vorlesungen und Übungen mit den Studierenden.

Was waren die wichtigsten Meilensteine in Ihrem Lebenslauf?

In der turbulenten Wendezeit nach dem Zusammenbruch des politischen Systems der DDR schloss ich 1991 mein Geophysik-Studium an der Bergakademie Freiberg ab und arbeitet danach in einem EU-Projekt an der Universität Stuttgart. Dann beschlossen meine Frau Kristin und ich, als Austauschstudierende nach Kanada an die Universität Waterloo zu gehen, um unser Englisch zu verbessern und neue Perspektiven kennenzulernen. Aus dem geplanten Austauschjahr wurden insgesamt sechs Jahre und wir haben beide dort promoviert. 1999 erhielten wir beide ein Angebot vom heutigen Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig und zogen als kleine Familie zurück nach Deutschland. Im Jahr 2002 wurde ich dort zum Departmentsleiter berufen und 2004 zum Professor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Als Kristin 2007 das Angebot der Eawag erhielt, die Abteilungsleitung Umwelttoxikologie zu übernehmen, entschieden wir uns als Familie, noch einmal einen Neustart zu wagen, und sind in die Schweiz gekommen.

Wofür engagieren Sie sich neben der Wissenschaft?

Mir ist die Verbindung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft sehr wichtig. Ich bin etwa Delegierter meiner Stadt Wallisellen bei der regionalen Wasserversorgung. Da kann ich meine Expertise als Hydrogeologe sehr gut einbringen. Zudem liegt mir das im Aufbau befindliche Schweizer Grundwassernetzwerk am Herzen. Da fliesst zurzeit viel Arbeit hinein. Wir wollen dabei die Grundwasserforschung in der Schweiz mehr vernetzen und die Kenntnisse der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.
 

Titelbild: Prof. Mario Schirmer am Chriesbach in Dübendorf (Foto: Daniele La Cecilia, Eawag)