Das Pestizidproblem im Dialog mit der Landwirtschaft lösen

Pestizide gefährden die natürlichen Ökosysteme und die menschliche Gesundheit. Mit ihrer Forschung deckt die Eawag die Pestizidbelastung von Gewässern auf und schafft wichtige Grundlagen für eine nachhaltigere Landwirtschaft.

Ein Grossteil der Schweizer Gewässer ist mit Pestizidrückständen belastet, vielerorts auch das Grundwasser. Bereits 2014 wies die Eawag für fünf mittelgrosse Fliessgewässer im Mittelland einen ganzen Pestizid-Cocktail nach. Viel gravierender ist die Situation jedoch im Globalen Süden, wo Pestizide anders als bei uns kaum reguliert sind und oftmals nicht sachgerecht angewandt werden. Während der Zustand der Gewässer und die Wasserqualität hierzulande eng überwacht werden, fehlt im Globalen Süden ein systematisches Monitoring – die Gefahr bleibt unsichtbar.

Fehlendes Wissen im Umgang mit Pestiziden

Das internationale Projekt «Pestrop» mit Beteiligung der Eawag hat Licht ins Dunkel gebracht: In Costa Rica und Uganda untersuchte ein interdisziplinäres Forschungsteam den Pestizideinsatz und dessen Auswirkungen auf die Wasserqualität und die Gesundheit der Landwirtinnen und Landwirte. Sie fanden diverse Pestizide in Bächen und Flüssen, Wasserressourcen, aus denen die Bevölkerung Trinkwasser entnimmt. Und sie konnten bei einem Teil der Studienteilnehmenden Pestizidrückstände im Blut sowie neurologische Veränderungen nachweisen. Dass die meisten Landwirte keine Schutzkleidung tragen, die Pestizide nicht korrekt einsetzen und auch nicht sachgemäss entsorgen, ist auf einen Mangel an Ausbildung und landwirtschaftlicher Beratung sowie auf veraltete gesetzliche Vorgaben zum Pestizideinsatz zurückzuführen. Die Erkenntnisse wurden mit den lokalen Behörden geteilt, die daraus Massnahmen ableiten können. Darüber hinaus unterstützt die Eawag die lokalen Partner mit ihrer Expertise, um geeignete Probenahmesysteme für den Einsatz vor Ort zu entwickeln und die Datenlage zu verbessern.

Landwirtinnen und Landwirte im globalen Süden – wie hier in Costa Rica und Uganda – sind häufig nicht über die Risiken von Pestiziden informiert und können dadurch ihre Gesundheit und die Umwelt gefährden (Fotos: Pestrop-Team).

Christian Stamm, stellvertretender Eawag-Direktor, sieht die grösste Herausforderung im Zielkonflikt zwischen Umweltschutz und Gesundheit auf der einen Seite und wirtschaftlicher Produktion auf der anderen. «Wir können das Pestizidproblem nur im Dialog mit den Akteuren aus dem Landwirtschaftsbereich lösen, indem wir auf Augenhöhe zusammenarbeiten, Zielkonflikte entlang der ganzen Wertschöpfungskette transparent analysieren und nach Lösungen suchen.» Dies gelte für den Globalen Süden ebenso wie für die Schweiz. Deshalb beteiligt sich die Eawag derzeit am interdisziplinären Projekt «Trapego», das Wege für eine nachhaltige Transformation der Schweizer Landwirtschaft aufzeigen soll.

Ein Beitrag zu den SDGs:

Erstellt von Isabel Plana für das Infotag-Magazin 2023